Liebe Familie, liebe Freunde!
Nach 12 Wochen Vorbereitungsarbeiten auf ELAN beenden wir am 05.03. endlich unser Stegrattenleben und werfen um 15 Uhr bei Hochwasser die Leinen los.
Bei leichten NW-Winden geht es quer über die Tampa-Bay und durch die imposante 15 Meilen lange Sunshine Skyway Bridge hindurch in den Golf von Mexiko. Unser erster Schlag soll uns 125 Seemeilen weiter in den Süden nach Naples führen, also geht es gleich zu Beginn auf Nachtfahrt. Zum ersten Mal lernen wir die Vorzüge eines Radars an Bord kennen und gewöhnen uns bald an diese für uns bis dahin noch fremde, aber sehr hilfreiche Technik. Zwar können wir wegen des schwachen Windes noch nicht segeln, aber uns müssen nach über zwei Jahren Segelabstinenz ja auch erst wieder langsam die Seebeine wachsen. So genießen wir die ruhige Fahrt unter Motor entlang der Westküste Floridas , und es stellt sich am nächsten Tag bei Ankunft in Naples heraus, dass kein Tropfen Motoröl oder Seewasser seinen Weg in die Bilge gefunden hat. Der Dieselmotor ist einwandfrei 25 Stunden lang gelaufen. Also haben sich Franks unzählige Arbeitsstunden im Motorraum gelohnt!
Das bereits 1867 gegründete Naples behauptet von sich, das reichste Pflaster von ganz Florida zu sein. Der Küstenort gilt als echter Millionärswinkel und unser erster Ankerplatz in einem der zahlreichen Kanäle ist umgeben von imposanten Luxusvillen. Wir liegen wie auf dem Präsentierteller mittendrin und bewundern die üppig bepflanzten und pingelig gepflegten Grundstücke. Natürlich gehört zu jedem Haus ein Bootssteg mit der entsprechend teuren Motoryacht dazu! In der zweiten Nacht fegt ein schweres Gewitter mit heftigen Regenfällen und starken Windböen über uns hinweg, aber wir liegen sehr sicher, der Anker hält und unser Boot ist auch von oben dicht!
Drei Tage später geht es wieder auf Nachtfahrt weiter Richtung Süden, diesmal bei frischem Segelwind aus NNO mit 20-25 Knoten. ELAN ist mit über 4 m Breite ein echtes Dickschiff und segelt bei auch bei Amwindkursen ziemlich aufrecht, was sich als sehr angenehm im Cockpit und beim Arbeiten mit Pött und Pann in der Pantry bemerkbar macht. Wir sind auf jeden Fall mit ihren Segeleigenschaften sehr zufrieden!
Seit drei Tagen liegen wir nun im Everglades Nationalpark und fühlen uns wie in Klein-Amazonien. Unsere Position (für Google Earth) ist
Wir ankern im dunkelbraunen Flusslauf des Little Shark River, um uns herum sattgrüner, dichter Mangroven- und Zypressenwald und sonst nichts! Es ist unglaublich still, nur Vogellaute und das Schnauben der Flussdelfine sind zu hören, wenn diese an den Ufern auf Nahrungssuche sind. Es ist wirklich wie im Paradies!
Handy und Internet gehen natürlich nicht, diese Mail schreibe ich im Off und werde sie absenden, wenn wir wieder in der Zivilisation angekommen sind.
Trotzdem müssen wir auch hier auf Luxus nicht verzichten, die Schapps sind prall gefüllt mit Lebensmitteln, zwei große Kühlschränke tun ihren Dienst, und wenn die Stromzufuhr über die Solarpanel und den Windgenerator mal nicht ausreicht, wird unser 5 KW Bordgenerator angeworfen. Alle paar Tage bäckt unser Breadmaker ein superleckeres Vollkornbrot, was will man mehr! Lediglich auf Hühnerhaltung für das Frühstücksei haben wir verzichtet, diese liegen aber gut gekühlt auf Vorrat.
Heute haben wir mit unserem schnellen 15 PS starken Dingi eine 2 Stundentour durch das Labyrinth der Mangrovenflüsse unternommen, ohne GPS ist man dort aber bald hoffnungslos verloren. Es ist wirklich eine atemberaubend schöne und noch unberührte Natur! Und die Moskitos halten sich zum Glück um diese Jahreszeit noch in Grenzen.
Unser nächster Stopp Richtung Bahamas wird irgendwo in den Floridakeys sein, dort hoffen wir wieder auf ein freies WLAN-Netz. Im Anhang senden wir Euch noch zwei Fotos und grüßen Euch bis zum nächsten Reisebericht aus den Bahamas ganz herzlich!