Sonntag, 10. Mai 2020

110. BB von ELAN

Liebe Familie, liebe Freunde!

Viel Zeit in Corona-Zeiten, deshalb kommt hier schon wieder ein neuer Bordbericht.
Ich arbeite immer noch das letzte Jahr auf, die Bilder sind vom April 2019. In Singapur waren wir schon mal im Jahr 1989, unglaublich, wie sich das Gesicht der Stadt in 30 Jahren verändert hat! Der nächste Bericht wird dann wieder aktueller sein, wenn auch nicht brandaktuell :-)
Viele reden in diesen Zeiten vom „den Exit mitdenken“ und meinen damit die Zeit nach Corona. Ich denke bei jedem Bordbericht immer öfter unseren ganz persönlichen Exit mit, und meine damit den Ausstieg von ELAN. Für diejenigen, die nicht mehr mitgezählt haben: wir befinden uns jetzt im Jahr 13 unseres Vagabunden-Lebens auf dem Meer. Im Jahr 2021 soll für mich damit Schluss sein. Die persönlichen Entbehrungen und Einschränkungen durch das Bordleben möchte ich nicht länger hinnehmen. Symbol für meinen Verzicht, auch auf kulinarischer Ebene, ist dabei eine bestimmte Käse-Sorte geworden: könnt Ihr Euch vorstellen, über Jahre hinweg hauptsächlich labbrigen Scheibletten-Cheddar zu essen? Weil es auf der Welt außerhalb Europas einfach keinen anständigen Käse gibt? Dazu kommt die tropische Hitze, die ich einfach nicht so gut vertrage wie der Frank. Und der viele Müll um mich herum, gerade in Südostasien (außer in Singapur), über den ich nicht hinwegsehen kann. Er begegnet einem auf Schritt und Tritt, an Land und auf dem Wasser. Gerade heute haben wir einen Bericht über die Malediven im NDR gesehen. Auch da nur ein Thema: der Plastikmüll!
Vor zwei Jahren haben wir in Australien ein kleines deutsches Segelschiff getroffen mit dem netten Namen „DÖRTITA“, die spanische Verniedlichung für DÖRTE. An Bord waren zwei Männer auf Weltumseglung. Auf meine Frage, wohin sie weitersegeln, meinte der norddeutsche Skipper wortkarg: So schnell wie möglich nach Hause, ich habe genug Inseln gesehen. Ein klein wenig hatte er mir schon damals aus dem Herzen gesprochen!
Frank hat sich da bis jetzt noch nicht so eingeordnet. Er hängt verständlicherweise mehr an ELAN, hat gerade in den letzten 6 Monaten nochmal enorm viel Zeit, Energie, Geld, Schweiß und manchmal auch Blut in die Bootsreparaturen investiert. Das hat seiner Freude daran keinen Abbruch getan. Trotzdem, wir werden eine Exit-Strategie finden müssen!
Herzliche Grüße und bleibt gesund!
Eure Seebären auf Corona-Urlaub in München
Dörte & Frank